Empörendes,  Fundstücke,  Kinder,  Verblüffendes

Wir stricken uns ein Geschlechter-Klischee.

Gerade noch freute ich mich über die lobende Erwähnung meines Blogs in den PONS-Charts, da leistet sich der Verlag einen Fauxpas der Superlative: Er bringt Lernbücher für Kinder heraus, die thematisch und layouterisch streng nach Geschlechtern unterscheiden. Weil ja, nicht wahr, Mädchen immer nur mit anderen Mädchen spielen, und zwar “Prinzessin Lillifee” oder “Du solltest das Einhorn sein und ich die Fee”. Und weil ja Jungs, angetan mit schmuddeligen Fußballtrikots und Mädchen saublöd findend, ausschließlich in Baumhäusern herumklettern und über Nintendo reden.

pons_madchen

Haarsträubend: Sogar Vokabular und Protagonisten sind “passend” gewählt! Kreischende Schlamm-Monster für Jungs, heiter-harmlos plaudernde Hexen für Mädchen. Wegen des sanften Gemüts meiner kleinen Geschlechtsgenossinnen, wissen Sie, und weil Jungs doch hart fürs Leben gemacht werden müssen. *Ironiemodus_off*

Die Macher dieser Bücher kennen sehr offensichtlich meine Brut nicht! Töchterchen Liebreiz etwa reitet auf ihrem weißen Einhorn durchaus mal in die Allianz Arena, um den Jungs dort zu zeigen, wie man Elfer schießt. Und selbst der Turbosohn war sich bis heute noch nicht zu cool, beim “Vater-Mutter-Kind”-Spiel den Hausmann zu mimen, der sich um die Kätzchen kümmert, während Muttern Kohle verdienen geht.

Lieber PONS-Verlag, ich kenne fast ausschließlich solche Mischwesen. Ja, viele Zehnjährige finden Mädchen scheiße. Ja, wenige Mädchen mögen Spinnen. Aber hallo – ist es denn nicht wunderbar, dass die Zahl der Ausnahmen steigt? Dass die Grenzen bezüglich “wer darf was sagen/tun/fühlen” endlich mal verschwimmen? Haben die Menschen dieser Welt nicht jahrhundertelang darum gekämpft, dass Mädchen ihre ruppigen und Jungs ihre sanften Seiten ausleben dürfen? “Ein Indianer kennt keinen Schmerz” ist sowas von vorgestern!!! Und was ist mit gendermäßig noch unentschiedenen Kindern – ein Junge etwa, der wirklich gern ein Mädchen wäre und damit schon genug Probleme hat (ich kenne einen solchen und nein, es ist nicht meiner)? Welches Buch wird man ihm vorsetzen, hm?

Ich finde, es gibt andere Methoden, ein Kind in seinem Geschlechtsempfinden stark zu machen. Wir müssen dafür nicht ins letzte Jahrhundert zurückreisen. Pfui, PONS.

********* Achtung, Aktualisierung! ***********

(09.10.2009) Oho, das Thema schlägt hohe Wogen! Allein dieser Beitrag hier wurde innerhalb von 1,5 Tagen über 1.000 Mal aufgerufen – und nun bin ich beileibe nicht die einzige Bloggerin, die darüber berichtete. Ich finde es löblich, dass der PONS-Verlag sich nun der harschen Kritik stellt und ermuntere meine Leser ausdrücklich, sich an der Diskussion auch direkt dort zu beteiligen. –> Einsteigen

(09.10.2009) Auch das Interview mit der Soziologin Prof. Mechthild Bereswill lege ich meinen Lesern ans Herz. –> Anhören

(09.10.2009) In der gestrigen Ausgabe von “Capriccio” auf BR lief ein thematisch gut passender Beitrag. Die koreanische Foto-Künstlerin JeongMee Yoon hat über einen Zeitraum von 2005 bis jetzt die “Inhalte” von Kinderzimmern fotografiert – mit, wie ich finde, schockierendem Ergebnis. —> Seht selbst

37 Comments

  • Pingback:

    Tweets die Textzicke. Das Blog. » Archiv » Wir stricken uns ein Geschlechter-Klischee. erwähnt -- Topsy.com
  • Elke Meurer (@eMeurerQM)

    Diese Neuigkeit läßt meine Kinnlade kräftig runterfallen. Wer ist denn da im Verlag auf dem Retro-Trip? Ich teile Ihren Unmut und bin froh, daß ich, da kinderlos, mir solchen Schund nicht antun muß.

    Gruß
    E.M.

  • Steffi

    Man weiß gar nicht was man zu so einem Quatsch von PONS schreiben soll. Da macht sich in der heutigen Zeit einfach nur Ratlosigkeit breit.

  • Phillip

    Liebe Textzicke,
    sooo schlimm finde ich es nicht, wenn man kleinen Lilifees ein auf sie zugeschnittenes Buch (wasauchimmer-Medium) anbietet.
    Als Verlag will man ja Geld verdienen, und es gibt wahrlich noch genug Eltern, die Kinderzimmer in Rosa und Blau einrichten.
    Meiner Meinung nach sollte man gelassener auf derartig zielgruppenorientierte Machwerke reagieren, kann sich ja jeder aussuchen, ob er so einen Schund kauft.
    Falls jemals derartige Schulbücher auftauchen, haben Sie mich allerdings an Ihrer Seite!
    Hochachtungsvoll P

  • Frau Elise

    Unglaublich. Und in der Tat sehr ärgerlich. Ich war übrigens auch nie eins der Puppenmädchen. Und Hexen und Feen fand ich immer kacke. Und es hat mir glaube ich nicht wirklich geschadet.

  • Susanne

    Tja, das ist leider immer noch – oder schon wieder? – fest verankert in den Hirnen. Es ist noch gar nicht so lange her, hatte ich ein ähnliches Ärgernis mit Langenscheidt. Mein Brief hat aber leider keine Einsicht und schon gar keine Änderung bewirkt. Offensichtlich lässt es sich mit den Geschlechterklischees immer noch gut leben.
    So oder so: wir lassen uns doch nicht schubladisieren, oder?!

  • Scherzinfarkt

    Ich hab zwar keine Kinder, daher ist mir die Problematik recht fern, aber…. WTF???!!! Die haben ja wohl ein Ei am kreisen!
    Ich würde gerne mal wissen, wer solche Bücher kauft und was sich der PONS-Verlag davon erhofft/welche Zielgruppe man da anspricht.

  • Aki

    Hi,
    bin eben über Twitter drauf gestoßen^^
    Ich muss sagen, solche Bücher finde ich absolut bescheuert und dein Artikel spricht mir aus der Seele. Selbst Mutter einer kleinen Tochter (2), find ich es manchmal schon schwer genug, schöne, schicke und paktische Pullis zu finden, die dann nicht wieder rosa oder pink sind.
    Die neueste Hose z.B. ist nicht knatscheng aus der Mädchenabteilung, sondern ne Weite von den Jungs^^
    Denn Geschlechterdenken fängt schon bei der Optik an, aber dass dann über solche Bücher…nee danke…
    Es gibt eh schon zu viele rollenspezifische Bücher und Märchen und zuwenige Prinzen, die sich mal retten lassen wollen/müssen…^^

  • Die Kleinkram

    …und dann wundert sich die Menschheit, dass diese sanften Feen und Prinzessinnen im Führungszirkel der coolen Männer bitte maximal Kaffee kochen sollen und in vergleichbaren Positionen über 20 Prozent weniger verdienen. Großartige Nummer, PONS, dass Du mit Deinen Büchern das hierarchisch halsbrecherische Gefälle in der sozialen Prägung der Geschlechter auch noch unterstützt. Wer sitzt eigentlich bei Dir auf der Führungsebene? Und wird nach Feierabend zusammen Nintendo gespielt?

    Unfassbar. Setzen, sechs.

  • textzicke

    Hallo Herr Hirschfeld,
    ich bin im Grunde ganz Ihrer Meinung: man kann sich’s ja aussuchen. Da aber PONS neben Langenscheidt einer der “ganz großen” Anbieter von Lernmaterialien ist, befürchte ich, dass diese Bücher (oder zumindest die Grundidee daraus) sehr, sehr bald auch in den Klassenzimmern landen werden. Und dann haben wir den Salat. Bäh!
    Herzliche Grüße
    Lilian Kura

  • Ben-Inside

    Ja ja, und wehe ein Mädchen trägt nochmal eine Hose oder irgendein Kerl wagt es, ein Polo-Shirt in pink zu tragen.

  • Linda

    Es hört wohl auch nie auf. Mädchen und die Püppchen, Jungs und die Autos und bald gibt es auch wieder überall nach Geschlechter getrennte Schulklassen.

  • www.mybeautyblog.de

    Hallo, kein Wunder, wir leben in De, dem rückständigsten Land der Welt. Oh ja, wir haben Alice Schwarzer. Aber wir haben auch solche Bücher. Und Kinder stehen nicht im GG. Und Mütter haben nicht zu arbeiten. Und Frauen brauchen kein Studium, wenn sie eh zu Hause bleiben. Oder nur um Mann zu angeln.
    … Jetzt alle tief durchatmen, keine PONS Sachen mehr kaufen und leise Konsequenzen ziehen.
    Der Typ, der das macht, hat zu Hause 4 hübsche Kinder, seine Frau ist shoppen oder kommandiert gerade die Putz*frau* herum.
    DU BIST DEUTSCHLAND.
    (Warum ein Typ? Weil Frauen ganz bestimmt nicht in einem Verlag//Konzern//Medien//Kultur//egalwas auf der Führungsebene sind.)

  • Patricia Schult

    Wer sich darüber aufregt, hat ja echt nicht viel zu tun. Das find ich auch albern, aber es gibt Schlimmeres. Z.B. dass in den Schulen sowieso zunehmend gedaddelt wird. Wenn eh niemand reinguckt, ist doch egal, wo niemand reinguckt.

  • textzicke

    Die Daddelei ist auch schrecklich, aber ein völlig anderes Feld. Diese Bücher hingegen sind etwas, um das man heutzutage kaum herumkommt, weil die Schule viel heftiger ist als vor 10 Jahren. Ohne zusätzliches Lernen geht es nämlich nicht mehr, und dafür braucht man Material. Und als Elternteil, der verzweifelt versucht, sein lernmüdes Kind zu motivieren, greift man dann nach … genau, nach dem Neuesten. Boing, Falle. Du hast keine Schulkinder, hm? 😉

  • Heide

    Ich bin wirklich völlig entsetzt über die mangelnde Sensibilität bei PONS gegenüber dem Gender-Thema. Oder soll man da wirklich unreflektierte Dämlichkeit unterstellen? Oder schlicht verkäuferisches Kalkül nach dem Motto “Was gekauft wird, machen wir!”??? Dann warte ich eigentlich nur auf die Neuausgabe von “10 kleine Negerlein” … Klischee-Schublade auf, fortschrittliches Denken rein und Klappe zu, oder was? Ach ja, und wie war das noch mal mit dem Anti-Diskriminierungsgesetz? Oder greift das jetzt nicht, weil Mädchen und Jungs schön ausgewogen diskriminiert werden? Hey, Pons, dies ist das 21. Jahrhundert!

  • Oliver Schwab - "Held"

    Liebe Textzicke,
    eben hatte ich die Vision, dass in meiner Nachbarschaft eine größere Eruption stattfand… Vollkommen zurecht! Toleranz ist ein vielgenutztes und abgenutztes Wort.
    Ich freue mich, wenn junge Mädels sich nicht in Ihr Klischee pressen lassen und in die Jugendfeuerwehr eintreten. Nicht, weil da so tolle Typen sind, sondern weil sie es gut finden.
    Gut finde ich auch, wenn einer, der halt nicht Fussballspielen kann, zum Tanzen geht.

    Weg mit den Klischees, jeder macht das, was ihm am meisten Spass macht!

    Grüße von “nebenan”

    Dein Oliver

  • BFreith

    So, ich wollte dir das ja erst hier hier reintippen, aber dann wurde es so lang, da habe ich es gleich bei mir drüben gemacht :))

  • foxeen

    Zustimmung. Auf jeden Fall. Vermutlich isses aber wirklich nicht “noch”, sondern schon “wieder” in gewissen Kreisen üblich, Geschlechterklischees zu bedienen – Studien zum LOHAS-affinen Lebensstil von krisenresistenten Wellness-Gutmenschen haben einen neuen Hang zu alten Rollenverteilungen konstatiert, der auf Produktentwicklungs-Abteilungen etlicher Branchen offenbar unwiderstehlich wirkt… Noch dazu suggeriert dann der Kauf die Dazugehörigkeit – hier: für weltbildschönen Schulerfolg?! Baahaha!

    P.S.: Verkneif ich mir jetzt die rhetorische Frage, ob wohl die FDP-Hausse bei der Wahl auch auf das Konto von LOHAS-Marketing-Experten und entsprechend vorkonditioniertem Stimmvieh (freilaufendes Weidevieh, auf Besitzstandswahrung bedacht) gehen mag?!

    P.P.S.: Wem übrigens mit geschmeidigen Diktaterfolgen der Grundstein zur Karriere in den Weg gelegt werden soll, der/die darf später deswegen noch lange nicht unbedingt selbst diktieren – Kanzlerin Lillifee und ihre Monsterminister bleiben uns womöglich erspart!

  • Elke Fleing

    Liebe PONSens,

    nee, nee, also das gibt aber Abzüge in der B-Note. Da hab ich euch so über den grünen Klee gelobt in letzter Zeit, finde (öffentlich) eure Marketing-Aktionen so prima, innovativ und kreativ und alles und denn sowas: Da gebt ihr Büchlein mit nach Geschlechtern getrennten Zielgruppen raus. Und offensichtlich voller Geschlechtsspezifischer Klischees.

    Das erschüttert mich jetzt wirklich ziemlich.

    Liebe PONSens, und das ist eine ganz ernst gemeinte Frage, über deren Beantwortung ich mich sehr freuen würde, weil ich’s dann vielleicht besser verstehen würde: Warum habt ihr das getan? Also, welche Überlegungen gaben euch Anlass dazu, diese Bücher herauszugeben?

    Momentan fällt mir irgendwie keine andere Begründung ein als akuter Rückfall ins 17. Jahrhundert…

  • rachel lindenbaum

    was machen da eigentlich eltern von schulpflichtigen zweieiigen zwillingen, wenn der eine zwilling männlich und der andere weiblich ist?

    und braucht man dann eine 5-zimmer-wohnung, damit ein zimmer rosa und das andere blau sein kann oder reicht es, wenn man eine trennlinie durchs gemeinsame zimmer baut? und hängen dann in der jungshälfte spinnen von der decke und auf der mädchenseite lillifee?

    ich fand ja schon emily erdbeer furchtbar: koch- und backheftchen für kleine mädchen, schön rosa und mit glitzer.

    ein hoch auf das retro. vielleicht ist das aber auch eine geheime kampagne von oben, um die frau wieder an ihre rolle zu erinnern und sie vom arbeiten abzuhalten? sponsored and thought by eva (braun) hermann.

  • Erik

    Na, da wird sich die Eva Herrmann aber freuen: endlich mal ein Unternehmen, das ihr Denken in die Tat umsetzt. Kann doch nicht alles schlecht sein, was früher noch gut war, oder? Oder ist das nur eine cleverere Masche um die Gewinne zu steigern: Familien mit Jungen und Mädchen kaufen bestimmt gerne beide Bücher. 😉

  • Yvonne

    Generell ist es natürlich Schwachsinn die Mädchen und Jungen in irgendwelche Schubladen zu stecken.

    Auch meine Tochter spielt mit großer Begeisterung und ziemlichem Erfolg Fußball im Verein. Und mein Sohn hat Seiten, die wiederum nicht zum Klischee eines Jungen passen.

    Aber trotzdem würde ich dieses Buch bzw. diese Bücherreihe nur als ein Angebot auf dem riesigen Buchmarkt betrachten, von dem mann/frau keinen Gebrauch machen muss.

    Lassen wir es doch einfach im Regal stehen.

    Die Eltern und Kinder, die sich angesprochen fühlen, mögen damit glücklich (oder schlau) werden.

    Der Verlag möchte und muss Geld verdienen. Deshalb sei ihm erlaubt, über diese Schiene zu versuchen, noch mehr lernwütige Jungs und Mädchen anzusprechen. Ob es ihm damit gelingt, wird sich herausstellen.

    Ich seh’s gelassen! 😉

  • Yvonne

    … ich möchte aber noch was an meinen Kommentar anfügen:

    Generell ärgert es mich ungemein, wenn die Gleichberechtigung in der Praxis, da wo wir nicht unbedingt drauf Einfluss haben, nicht stattfindet.

    So spielt meine Tochter zwar im Verein Fußball (dem Edelclub in Stuttgart), dort aber immer auf dem schlechtesten Platz und in den ältesten Trikots. Denn die Jungs bekommen ja den guten Platz und das Geld für neue Trikots.

    Oder ein anderes Beispiel: für die Mädchen wird ein Girlsday an den Unis in Stuttgart angeboten, wo sie in “Männerberufe” reinschnuppern können . Dasselbe wird für die Jungs aber nicht angeboten. Warum dürfen die nicht in “Frauenberufe” schnuppern?

    Ein Buch kann ich ignorieren, solche eingefahrenen Verhaltensweisen zu verändern ist weitaus schwieriger und sehr, sehr ärgerlich!

  • Antje Schrupp

    Ich habe kürzlich meine alten Ordner durchforstet und viele Artikel aus Anfang der 1990er Jahre gefunden, in denen die These aufgestellt wird, dass die Geschlechterunterschiede mehr und mehr verschwinden würden – Frauen werden “männlicher”, Männer werden “weiblicher”, war damals die Prognose. Tja, offenbar ist es ganz anders gekommen. Der PONS-Klops ist ja nur ein besonders krasses Beispiel für dieses Zelebrieren klassischer Geschlechterklischees, das seit einigen Jahre wieder in Mode ist (Wir wissen doch: Frauen finden sich im Baumarkt nicht zurecht, Männer nicht in der Kosmetikabteilung). Sich darüber aufzuregen ist richtig und wichtig. Spannender finde ich aber noch die Frage, warum das wohl so ist. Denn offenbar gibt es ja für so einen Unfug irgendwo einen “Markt”, sonst würden solche Bücher nicht gemacht werden. Ich glaube, dass es ein Fehler war, wenn wir unsere ganze Hoffnung auf die “Dekonstruktion” oder “Abschaffung” der Geschlechter gesetzt haben. Das führt nämlich für die realen Menschen zu der paradoxen Situation dass sie zwar noch Männer oder Frauen sind (die meisten jedenfalls), aber es keinen Sinn mehr hat (oder haben soll), von Männern und Frauen zu sprechen. Und dann rettet man sich in Klischees. Meiner Meinung nach ist das also auch eine Folge davon, dass wir es vernachlässigt haben, jenseits von Klischees über einen freien Sinn und eine freie Bedeutung der Geschlechterdifferenz nachzudenken und zu sprechen.

  • Oli

    Als optimistisch denkender Mensch möchte ich glauben, dass die Intention hinter einem solchen Angebot positiv aufklärend ist:

    Es soll als Diskussionsgrundlage die lieben kleinen und großen Leser dazu animieren, sich Gedanken über die Verteilung und Manifestation der Geschlechterrollen in unserer Gesellschaft zu machen.
    Solchermaßen betrachtet stelle ich fest: das fortschrittliche Denken der Entscheider und/oder Entscheiderinnen im Pons-Verlag (vielleicht mag sich ein Verantwortlicher hier äußern und meinen Verdacht bestätigen?) trägt erste Früchte.

    Als realistisch denkender Mensch bleibt die Erkenntnis, dass der Traum, Schablonen zukünftig ausschließlich als Hilfsmittel im Kunst- (für die Mädels?) oder Mathematikunterricht (natürlich für die Jungs!) zu benötigen, weiter seiner Erfüllung harrt.

    Unterschiede zwischen den Geschlechtern, die über die primären Merkmale hinausgehen, stereotyp zu erfassen, lässt sich nicht in jeder Situation vermeiden, ist meiner Einschätzung nach aber dem eingesetzten Medium nicht angemessen.

  • VictoriaHamburg

    Man gucke sich doch nur mal die Jungs- und Mädchenabteilungen bei H&M an: Auf der einen Seite schwarze Shirts mit brennenden Mülltonnen im Graffiti-Style, auf der anderen pinke Shirts mit Glitzereinhörnern in Lila und tiefem Ausschnitt.
    Da wundert mich nicht wirklich, was PONS da verzapft hat – trotzdem ärgert es mich gewaltig.
    Mein 7-jähriger Sohn hat übrigens fast ausschließlich Freundinnen und findet Autos und Fußball komplett langweilig.

  • Martina Haas

    Diktat-Bücher am Geschlecht der Kinder auszurichten ist per se abstrus. Unverzeihlich wird es, wenn in einem solchen Maße Gesschlechterstereotype bedient werden.

    Das kontakariert solche sinnvollen Bemühungen wie den Girls’ Day, der sich gegen Schablonendenken richtet und versucht, Mädchen die Bandbreite der Optionen zu zeigen, die sie haben. Empfehle sehr zur Lektüre Gertrud Höhlers “Das Ende der Schonzeit”. Woher sollen die neuen Alpha-Frauen kommen, wenn Bücher für Kinder weiterhin das traditionelle Frauen-/Männerbild betonen? Schlimm genug, dass auch die Medien weitgehend an überkommenen Rollenbildern festhalten… Frauen kommen in der Presse kaum vor und wenn, dann überwiegend als Opfer von Gewalttaten. Wo sind Berichte über toughe Frauen, die einen guten Job machen? Es ist viel zu tun und am besten fängt man bei den Kindern an, wenn man etwas bewegen will.

  • Wolfgang Stichler

    Ein freundliches hallo,

    Zitat: Er bringt Lernbücher für Kinder heraus, die thematisch und layouterisch streng nach Geschlechtern unterscheiden.Zitat Ende.

    Vielleicht ein leiser Versuch die Jungen mal wieder
    in den Focus zu bringen. Die sind nämlich keine Mädchen; wurden lange vergessen.

    meint:
    wolf_Sti

  • textzicke

    Ich finde es auch gut und richtig, jedem Geschlecht einen guten Platz in der Gesellschaft zu geben – aber wenn, dann bittesehr mit allen Wahlmöglichkeiten. Die bekommen Kinder mit solchen geschlechtsgetrennten Büchern nicht. Mädchen kriegen die rosa Ausgabe, Jungs die blaue, peng. Und überhaupt: Was nützt es einem hibbeligen Jungen, wenn er in einem Lernbuch über wilde Piraten lesen “darf” … und dabei gezwungen ist, auf einem Stuhl in einem schlecht gelüfteten Klassenzimmer zu sitzen? Nein. Dieser Ansatz ist m.E. gut gemeint, aber absolut nicht zu Ende gedacht.

  • Anne Roth

    Danke für den Artikel und die Wut. Ich habe sie ständig (die Wut) und auch das Gefühl, damit ziemlich allein im Regen zu stehen. Als mein Sohn beim Prinzen- und Prinzessinnentag mit ca. 4 als Prinzessin ging, langhaarig und im Rock, fand ich ihn später auf den Fotos unglücklich bei den Prinzen wieder. “Hatten wir gar nicht gemerkt”. Meiner Tochter bezahlbare Klamotten zu kaufen ohne Rosa ist fast unmöglich, genauso Jungsklamotten, die nicht blau oder braun sind. In der Schule werden Geburtstagsgeschenke in Jungs- und Mädchengeschenke eingeteilt, weil die Jungs ja nunmal wirklich die Glitzersachen nicht mögen, nicht? Ich nehme das nie hin und werde jedesmal im besten Fall mit einem Blick betrachtet, der sagt “Rede Du nur, wir wissen doch alle, dass Jungs ruppiger sind und Mädchen besser ausmalen können.” Im besten Fall. Ich habe in den (regulären, öffentlichen) Kitas und der Schule meiner Kinder noch überall das Wort Zickenkrieg um die Ohren gehauen bekommen und es tut mir jedesmal weh und es gibt nichts, was ich tun kann, um die Kinder davor zu schützen. Das kotzt mich an und macht mich unglaublich hilflos. Und deswegen freue ich mich über jeden Protest dagegen, vor allem, wenn er wahrgenommen wird.

  • MarkusF

    Vor einiger las ich, ich glaube im Spiegel, über eine Studie, dass Kinder in Diktaten besser abschneiden, wenn Themen vorkommen, die sie interessieren. Da fast alle Grundschullehrer weiblich sind und diese auch die Diktate entwerfen, werden allerdings überproportional typische Mädchenthemen behandelt. Geschlechtsspezifische Texte sind vielleicht übertrieben, aber zumindest neutrale wären nicht schlecht.

  • die PONS Redaktion

    […]Wie hier im Blog schon angekündigt, möchten wir von PONS uns gerne den Fragen stellen, warum wir den neuen Weg eingeschlagen und unterschiedliche Übungsbücher für Mädchen und Jungs ins Programm genommen haben, und laden am 3.11. um 12 Uhr alle Interessierten ein zu einer Online-Diskussion via Live-Streaming hier auf diesem Blog.[…]

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