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63,75 und was ich darin schrub.

Seit 2. November gibt es das ebenso schräge wie wunderbare Wiesbaden-Buch “63,75” von Stijlroyal zu kaufen. Schick ist es geworden – und Alter, es ist GROSS! Man sieht es auf dem Foto nicht so recht, aber der Titel ist außerdem silbern gedruckt. SILBERN! Muss man also haben, ganz klar. Ob man da aus Wiesbaden kommt oder nicht, ist dann doch wirklich egal.

Weil ich bekanntlich wahnsinnig bescheiden bin, habe ich mich bisher nicht getraut, meine Geschichte auch online zu veröffentlichen. Da aber nun der Herr Verleger Huck Haas himself uns dazu ermutigt hat … bittesehr. Hier ist meine in höchstem Maße unglaubwürdige, verquere und hanebüchene Geschichte über Burg Frauenstein, Graf Ingo den Impotenten und sein, hihi, blutrünstiges Gefolge. Im Buch findet man sie auf Seite 192, tadaa.

Burg Frauenstein

Wenn ein Bauwerk irgendwas mit „Frau“ im Namen trägt, hat es vermutlich eine östrogenträchtige Vergangenheit. So auch bei Burg Frauenstein. Tatsächlich ist die Geschichte dieses Wiesbadener Gemäuers mit Blut geschrieben – zumindest in den Anfängen aber ein bisschen anders, als man auf den ersten Blick dächte. Tatsächlich zogen sich im 13. Jahrhundert die Damen des nahe gelegenen Hofes einmal monatlich (und nicht ganz freiwillig) hierher zurück, um, jawohl, gemeinsam zu menstruieren.
Die Idee zu dieser ungewöhnlichen Weiber-WG auf Zeit kam Graf Ingo dem Impotenten im Jahr 1326. Als ihn eine kleine genitale Unpässlichkeit dauerhaft davon abhielt, weitere Söhne zu zeugen, erhob sich nämlich im Volk mehr oder weniger heimlicher Spott. Und was machen Männer, deren Kronjuwelen ins Gerede gekommen sind? Richtig – sie suchen die Ursache für ihr eigenes Thema schnell bei anderen. Ingo also, per se nicht dumm, schob die Schuld auf seine Gattin Brunhilde. Ihr unreines Blut allein, so zeterte der Graf bedüdelt in trauter Tafelrunde, habe sein Gemächt vergiftet, auf dass es seither wie eine tote Natter zwischen seinen Schenkeln liege! Andere, selbst nicht minder betroffen und ebenso knülle, stimmten in des Grafen Tirade ein: Man müsse sich ja nicht wundern, dass in immer mehr Kemenaten tote Hose herrsche, nicht wahr! Das dreckige Weibsvolk wieder! Man müsse dringend was unternehmen! Den Grund für die grassierende Erschlaffung im mehrmals täglichen literweisen Genuss von Met zu suchen, kam für die wackeren Herren natürlich nicht in Frage. Man hatte stattdessen die Idee, das bloody problem auszulagern – in ein ehemaliges Jagdschloss, das seit Jahren ungenutzt auf dem Felsen herumstand. Die Damen des Hofes samt Gräfin erhielten also Anweisung, sich bei Beginn ihrer Regel schnellstmöglich auf die Burg zu begeben; lästige Säuglinge durften als Handgepäck mitgeführt werden. Für ihre Versorgung während der unfreiwilligen Auszeit hatten die „Blutsschwestern“, wie man sie hämisch nannte, jeweils selbst zu sorgen. Genügend Ackerland stand ihnen da oben zur Verfügung, und die höfischen Speisekammern waren wegen der Dürre sowieso gerade recht mager bestückt.
Wider Erwarten funktionierte das recht gut. Die Männer trauten ihren Augen kaum, als ihre Gattinnen nach jeder weiteren Mondzeit rotwangig, mit glänzenden Augen und neuen, aufregenden Kurven von der Burg herabstiegen. Man rätselte: Sprudelte vielleicht ein heimlicher Quell aus Milch und Honig auf Frauenstein? Noooin, nur das Gemüse wachse da oben halt üppig, erklärten die Frauen, und die reine Luft über den Dächern des Dorfes sei einfach eine Wucht, nicht zu vergessen die gute Ziegenmilch! Sie waren wirklich allerbester Laune und die monatliche Verbannung schien sie nicht im Geringsten zu stören.
Ja, und dann wurde es komüsch. Denn natürlich änderte die Auslagerung der „unreinen“ Frauen genau gar nichts an der Impotenz der Männer, die sich in Abwesenheit der Damen umso ungehemmter ins Nirwana soffen. Testosteronbedingt prahlte man dennoch mit amourösen Heldentaten. Dass dabei trotz der neuen Antivergiftungsstrategie keinerlei Nachwuchs raussprang, wunderte keinen der Aufschneider wirklich – bis die neuen Wonneröllchen der ersten Frauen sich als Schwangerschaften herausstellten. Was freilich ein Dilemma war, denn die ritterlichen Schniedelwutze, wir erinnern uns, waren ja nach wie vor außer Funktion, während man reihum mehrmals täglich lautstark das Gegenteil behauptete!
Als nacheinander drei Hofdamen und schließlich sogar die Gräfin selbst mit prächtigen, rotgelockten Kindlein niederkamen, konnte man die Augen nicht mehr vor dem Offensichtlichen verschließen. Da oben auf der Burg war mächtig was faul.
War es auch, und zwar so richtig. Und weil die Zeichenzahl für diesen Artikel bestimmt längst überschritten ist und ich auch niemanden langweilen möchte, überlasse ich es nun der Fantasie des geneigten Lesers, sich aus folgenden Textbausteinen den Ausgang der ohnehin erstunkenen und erlogenen Geschichte zu stricken:
Nacht – Fackeln – Graf – Ritter – Burghof – Damen – Evaskostüm – Musik – WTF! – Jüngling – rotes Haar – Ziegenstall – Schwert– Blut – ENDE.

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