Leistungsdruck, Impostor-Syndrom und Academic Validation. Ein Poetry Slam.
Meine wunderbare Tochter. ❤️
Die, die immer so krass performt, dass ich vor Stolz platzen möchte.
Die alles schafft, alles kann, alles versteht.
So klug ist, so diszipliniert, so fleißig, so kreativ.
Dabei auch noch innen wie außen so schön.
Die eine Wahnsinnsleistung nach der anderen abliefert, seit ich denken kann – ohne dass wir als Eltern auch nur einmal Druck machen mussten.
Im Gegenteil: die wir sogar manchmal vorsichtig gebremst haben, zusammen mit den Lehrerinnen, weil durchaus, hm, schon irgendwie klar war, dass das doch zu viel sein könnte, was sie da permanent stemmte, aber hey, sie wollte es doch zu 100% selbst, das dürfte also schon passen? So viele Konjunktive.

Diese wunderbare, nunmehr erwachsene Tochter also.
Die steckt ja mittlerweile, natürlich wieder mit Bachelor-Bestnote, nicht nur in ihrem Masterstudium der Psychologie.
Sie ist auch Poetryslammerin.
Und jetzt hat sie kürzlich auf einem Slam zum Thema “seelische Gesundheit” in Freiburg einen Text vorgetragen, der so greifbar schmerzhaft ist, dass ich mir beinahe wünschte, sie wäre halt einfach nur irgendwie “normal”, dafür aber frei von dem, was sie da beschreibt. 💔❤️🩹🥺
Ich erinnere mich wie heute an den Tag, an dem sie endlich den Mut fasste, um Hilfe zu bitten.
Besser spät als nie, klar … aber es schockiert und beschämt mich noch immer, dass wir das ganze Ausmaß ihres inneren Drucks entweder nicht erkannt oder völlig falsch interpretiert haben. Denn an fehlender Liebe oder mangelndem Unterstützungswillen kann es zumindest bei uns nicht gelegen haben.
Deshalb meine und ihre Bitte:
Passt auf Eure Kinder und anderen Nahestehenden auf!
Innerer Leistungsdruck in Form sogenannter Academic Validation ist unfassbar tückisch, vor allem wenn noch ein Impostor-Syndrom (auch Hochstaplersyndrom genannt) dazukommt. Anzeichen dafür werden oft jahrelang unter allen Umständen maskiert … weil das Gefühl, funktionieren zu müssen, ganz tief sitzt. Die irrationale Angst, als Hochstapler*in “entlarvt” zu werden, tut ihr Übriges dazu, viel zu lange alles mit sich allein auszumachen. 😵
Umso hellhöriger sollte das Umfeld von Kindern, jungen und auch erwachsenen Menschen werden, wenn (akademische) Leistung einen unverhältnismäßigen Teil von deren Selbstbild ausmacht.
Sollte auch nur der kleinste Verdacht einer entsprechenden Überlastung aufkommen, hinterfragt das Leistungsdenken der Person zeitnah – liebevoll, aber energisch! Macht vor allem euren Kindern immer wieder klar, dass sie völlig unabhängig von Noten und sportlichen oder anderweitigen Erfolgen eure Nummer eins sind. Bedingungslos.
Verrückt in unserem Fall: Letzteres haben wir als Familie immer ausgiebig getan und trotzdem den Zeitpunkt verpasst, als es aus dem Ruder gelaufen ist. Wenn der innere Anspruch an Perfektion nur groß genug ist, reicht Liebe allein manchmal einfach nicht aus.
Dann kann man nur hoffen, dass die oder der Betroffene eben doch irgendwann den Mut fasst, selbst die Hand zu heben und zu sagen: Mir geht’s nicht gut, der Druck wird zu groß, bitte hilf mir. Das auszusprechen, erfordert eine Riesenportion Mut, der unbedingt anerkannt werden sollte. Und dann ist es höchste Zeit für professionelle Hilfe in Form einer spezialisierten Psychotherapie. Gut, dass es diese gibt. 🙏🏻
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Dann werdet ihr auf ihrem TikTok-Account fündig.
Zu Tränen rührt mich z.B. dieser Text, denn der handelt von unserer Beziehung als Mutter und Tochter.